Emotionsforschung: Besser verstehen, wie wir ticken

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Dr. Arvid Kappas ist Psychologieprofessor an der Jacobs University. (Quelle: Jacobs University) ,

 

24. Juni 2021
 
Freude über den erhaltenen Impfstoff; Ärger, Frust, ja Zorn über sich ständig ändernde Regeln und die Einschränkung der persönlichen Freiheit – in Extremsituationen wie der Pandemie kochen die Emotionen hoch. Dass Gefühle und Stimmungen ein Schlüssel sind, um zu verstehen wie Menschen denken und handeln, postuliert ein Artikel von 64 internationalen Wissenschaftler:innen verschiedenster Disziplinen unter der Leitung der Universität Genf. Der Artikel ist jetzt in der Zeitschrift „Nature Human Behaviour“ erschienen ist. Professor Arvid Kappas, Emotionsforscher und Psychologe an der Jacobs University Bremen, hat an dem Artikel mitgewirkt.

„Der Aufstieg des Affektivismus“ haben die Autor:innen ihren Artikel genannt. Affektive, also gefühlsbetonte Prozesse seien in der Wissenschaft lange ignoriert oder unterschätzt worden, weil sie als irrational, nicht messbar oder einfach nicht als erhellend galten, so die Forschenden. Stattdessen habe die Psychologie den Menschen im Behaviorismus zunächst als Produkt seiner Umgebung oder Umwelt erklärt. Später, im Kognitivismus, wandte sich die Forschung der Informationsverarbeitung und Denkprozessen zu.

„Heute sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir erkennen: Will man menschliches Handeln verstehen, gehören Verhalten, Denken und Fühlen zusammen“, sagt Professor Kappas. Emotionen, Stimmungen, Gefühle und Motivationen als Forschungsobjekte würden ernster genommen, zeigen sie doch, was uns wichtig ist und wie wir die Welt interpretieren, meint der Wissenschaftler. Affektive Prozesse werden inzwischen in den verschiedensten Disziplinen erforscht, nicht nur in der Psychologie, sondern etwa auch in den Neurowissenschaften, den Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften, der Informatik oder bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

Professor Kappas, der lange Jahre Präsident der „International Society for Research on Emotion“ war, forscht selbst seit rund 30 Jahren zu Emotionen. In seinen aktuellen Projekten geht es um Roboter. „Wir versuchen, das Zusammenleben von Menschen und Technik zu verbessern, indem wir der Technik ein Verständnis von Emotionen mitgeben und sie selbst auch lernt, Emotionen auszudrücken.“ Roboter sollen Stimmungen und Gefühle nicht nur erkennen und auf sie reagieren können, sondern auch selbst zeigen, etwa über Töne, Sprache oder Designelemente.

„Unsere Wahrnehmung wird von Emotionen gesteuert, sie durchziehen alle gesellschaftlichen Bereiche“, sagt Professor Kappas. Dies anzuerkennen bedeute auch, die Forschung und deren Förderung entsprechend auszurichten. Die Emotionsforschung kann zwar nicht verhindern, dass die Leute während einer Pandemie aufeinander losgehen. Aber wir haben schon Ideen, wie man das Verständnis untereinander verbessern kann.“  

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Arvid Kappas
Professor of Psychology
Tel: +49 421 200-4334
Email: a.kappas [at] jacobs-university.de
 

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Kontakt:
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