Fasziniert vom Mars: die Amelia Earhart Stipendiatin Erica Luzzi
Erica Luzzi während einer Trainingsmission für Astronauten auf Lanzarote. Die geologische Umgebung der Insel ähnelt Gebieten auf dem Mars oder dem Mond. (Quelle: Angelo Pio Rossi)
28. Juli 2020
Das Geld wird sie komplett für ihre Forschung ausgeben, für den Besuch von Konferenzen, für den Kauf neuer Instrumente und sie plant eine Exkursion ins südliche Afrika, nach Botswana. „Manche Gebiete auf der Erde ähneln denen auf dem Mars. Sie helfen uns, die geologischen Prozesse, die den Planeten geformt haben, besser zu verstehen“, sagt Erica Luzzi. Der rote Planet begeistert die Doktorandin für planetarische Geologie an der Jacobs University: „Wenn ich mir Satellitenbilder von seiner Oberfläche anschaue, entdecke ich manchmal geologische Strukturen, die kein Mensch zuvor gesehen hat. Die verfügbaren Daten sind riesig und bisweilen unerforscht. Das ist echte Pionierarbeit.“
Mit 10.000 US-Dollar ist das Stipendium ausgestattet, das sie kürzlich erhalten hat und das es ihr erlaubt, sich noch intensiver mit dem Mars auseinanderzusetzen. Benannt nach der Fliegerin Amelia Earhart, die 1932 als erste Frau im Alleinflug den Atlantik überquerte, fördert es junge Wissenschaftlerinnen, die in der Luft- und Raumfahrttechnik oder den Raumfahrtwissenschaften promovieren. Weltweit werden jährlich bis zu 35 Frauen mit dem Stipendium ausgezeichnet. „Das ich dazu gehöre, hatte ich nicht unbedingt erwartet. Es macht mich sehr, sehr glücklich und auch stolz“, erzählt die 28-Jährige.
Die Italienerin kam 2017 an die Jacobs University, um als Gaststudentin bei Dr. Angelo Pio Rossi, Professor für Erd- und Planetenforschung, ihren Master zu absolvieren. Sie hatte zuvor an der Universität La Sapienza in Rom Geologie studiert, wo einer ihrer Professoren ihre Begeisterung für die geologischen Strukturen des Mars weckte. Sie ähneln vielfach denen auf der Erde und sind seit Jahrmillionen unverändert. „Von der Erde aus die Geologie eines Planeten studieren zu können, der gut 228 Millionen Kilometer entfernt ist, und dabei Neuland zu betreten, ist absolut faszinierend“, schwärmt Erica Luzzi.
Kein Wunder also, dass sie sich in ihrer Promotion auch mit dem Mars beschäftigt und zwar mit dessen geologischer Kartierung. „Ich analysiere mithilfe verschiedener Satellitenbilder einen Teil der Marsoberfläche und fertige für dieses Gebiet Karten an“, lautet die Kurzversion ihrer Doktorarbeit. Diese Karten bilden die Grundlage für Studien von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Fachgebiete, aber auch für künftige Expeditionen zum Mars, sei es mit Robotern oder mit Menschen. Sie enthalten etwa Angaben über die Beschaffenheit der Oberfläche, möglichen Strukturen des Untergrunds, über die Mineralogie der Steine oder das Aussehen und das Alter von Kratern und Vulkanen. Auch potenzielle Landeplätze und mögliche Ziele für künftige Missionen werden in den Karten erfasst.
Eine Expedition zum Mars ist längst keine ferne Vision mehr. Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation ESA werden auf eine derartige Mission vorbereitet – und Erica Luzzi hat ihnen dabei geholfen. Sie war Teil eines Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, das die Astronauten auf Lanzarote in Geologie trainierte und sie bei der Durchführung von Experimenten, etwa mit Robotern und Drohnen, unterstützte. Die geologische Umgebung der Kanarischen Insel ähnelt Gebieten auf dem Mars oder dem Mond und die Astronauten sollten lernen, Gesteine und Strukturen zu erkennen, um auf kommenden Missionen die richtigen Gesteinsproben für eine weitere wissenschaftliche Analyse auf der Erde zu entnehmen.
Teil des Teams war auch ihr Doktorvater, Professor Angelo Pio Rossi, der einen großen Anteil daran hat, dass sie nach Bremen kam. „Er lässt mir in meiner Forschung viel Freiraum, ist aber immer zur Stelle, wenn ich Fragen habe und unterstützt mich mit vielen Ideen. Ich hätte keinen besseren Mentor finden können“, sagt sie. Zudem unterrichtet sie als Assistentin von Dr. Vikram Unnithan, Professor für Geowissenschaften, Studierende der Jacobs University in Grundlagen der Geologie oder der Sedimentologie.
Lehren und Forschen – das möchte sie auch nach dem Abschluss ihrer Promotion im Sommer kommenden Jahres. Und zwar am liebsten in Italien: „Mein Land liebe ich mehr als alles andere.“ Aber das zu realisieren wird schwierig, glaubt sie: „Eine Professur in Italien in meinem Fachgebiet zu erhalten, ist eine große Herausforderung.“
Sie wird sie annehmen und will nach ihrer Promotion ihre wissenschaftliche Ausbildung als PostDoc fortsetzen. Findet Erica Luzzie in Italien keine Stelle, wird sie sich im Ausland bewerben, schweren Herzens, das ist ihr Plan B. „Falls ich die Arbeit meiner Träume nicht finde, aktiviere ich Plan C“, sagt sie halb scherzend. Dann würde sie das Restaurant ihrer Eltern übernehmen, eine halbe Autostunde entfernt von Rom gelegen, in einem mittelalterlichen Dorf auf einem Hügel des Apennin. Sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario nicht. Zwar ist Kochen eine ihrer Leidenschaften, aber der Mars fasziniert sie doch mehr.
Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 120 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
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