Forschung an Abfällen von Zitrusfrüchten
21. April 2017
Orangen, Zitronen, Pampelmusen: Zitrusfrüchte sind die weltweit am häufigsten vorkommenden Obstbäume. Werden ihre Früchte zu Saft verarbeitet, bleibt etwa die Hälfte der Biomasse als Abfall zurück – ein Problem für die Industrie, die Umwelt und zugleich ein Verlust an wertvollen, häufig bioaktiven Substanzen. In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projekt nutzen Forscher der Bremer Jacobs University unter Leitung von Prof. Dr. Marcelo Fernandez-Lahore diese Abfallprodukte, um aus ihnen wertvolle natürliche Substanzen zu gewinnen.
Weltweit werden jährlich etwa 115,5 Millionen Tonnen Früchte zu Saft verarbeitet. Die nach dem Entsaften verbleibende Biomasse belastet zunehmend die Umwelt. Dabei werden den in den Zitrusfrüchten enthaltenen Polyphenolen – Pflanzenstoffe, die Farbe, Geruch und Geschmack prägen und die für unsere Gesundheit ähnlich bedeutsam sind wie die Vitamine – zahlreiche biologische Aktivitäten zugeschrieben. Sie gelten als entzündungshemmend und vorbeugend gegen Arteriosklerose und sogar Krebs. Die getrockneten Schalen der Zitrusfrüchte bestehen zudem bis zu drei Prozent aus Ölen, die nicht nur für ihr Aroma, sondern auch für ihre Verwendbarkeit als Antimikrobiotikum oder Insektizid geschätzt werden.
„In diesem Projekt versuchen wir, die Zitrus-Abfallprodukte durch Fermentationsprozesse unter Einsatz vom Mikroorganismen zu recyceln, um mehr natürliche Substanzen für industrielle Anwendungen zur Verfügung stellen zu können“, sagt Marcelo Fernandez-Lahore, Professor für Biochemical Engineering. Zum Einsatz kommen Feststoff-Bioreaktoren und fermentative Prozesse innerhalb einer Flüssigkeit, die so genannte Submersfermentation. Zur Aufwertung der Zitrus-Nebenprodukte werden eine große Anzahl von Pilzkulturen eingesetzt. Sie besitzen die Fähigkeit, aus dem Pflanzengewebe ein breites Spektrum organischer Stoffe wie Flavonoide, weitere Phenole oder Terpene zu extrahieren oder zu transformieren. So ist die Heilpilz Pleurotus-Gattung in der Lage, eine große Vielfalt an Enzymen und natürlichen Stoffen mit industrieller Anwendbarkeit zu produzieren. Das Forschungsprojekt ist auf eine Dauer von 36 Monaten angelegt, es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 227.000 Euro gefördert.
Weitere Informationen:
www.jacobs-university.de
Fragen beantwortet:
Marcelo Fernandez-Lahor | Professor für Biochemical Engineering
m.fernandez-lahore [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3239
Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhDProgrammen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs
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