Lucie Knor: Von Bremen nach Hawai‘i – um zu forschen
Lucie Knor: Von Bremen nach Hawai‘i © privat
17. Dezember 2018
Hawai‘i ist ihr zweites Zuhause geworden. „Es ist der schönste Ort der Welt“, sagt Lucie Knor. „So gut wie jeden Tag sieht man einen perfekten Regenbogen und fragt sich: Wo bin ich hier gelandet?“ Aber es ist auch ein Ort mit Schattenseiten, mit Armut und Obdachlosigkeit, Gentrifizierung und Immobilienspekulation, verdreckten Flüssen und Unmengen von Plastik im Meer. Die Bremerin nimmt beide Seiten wahr. In ihrer kürzlich abgeschlossenen Masterarbeit an der University of Hawai‘i hat sich die Absolventin der Jacobs University Bremen mit Schwermetallen in Flüssen und Kanälen beschäftigt. Auf der Pazifikinsel wird sie noch einige Jahre bleiben. Im Januar beginnt die 25-jährige mit ihrer Doktorarbeit über die Versauerung von Ozeanen.
Umweltfragen haben Lucie Knor, die in Bremen das Alte Gymnasium besuchte, schon sehr früh interessiert. Mit 14 Jahren wurde sie bei Greenpeace aktiv, zwei Jahre später nahm sie mit Jugendlichen aus aller Welt an einer Expedition in indische Gewässer teil. An Bord des Segelschiffes “Pangaea“ fischten sie Müll aus dem Meer, nahmen Proben zur Bestimmung der Wasserqualität, beschäftigten sich mit Themen wie Korallensterben. Diese Fahrt, sagt sie, habe ihre Vorstellungen geprägt, was sie eines Tages mache wolle.
Umweltwissenschaften wollte sie nach dem Abitur studieren, soviel war klar. Das Studium sollte sozial- und naturwissenschaftliche Ansätze kombinieren, ihr später einen Zugang zur akademischen Forschung, aber auch zu einer Arbeit in politischen Institutionen oder Nichtregierungsorganisationen erlauben. International sollte es sein, denn anders sind Umweltfragen ja gar nicht zu behandeln. Ihre Wahl fiel auf die Jacobs University. „Die Studierenden, die aus aller Welt kommen, waren ein wichtiger Faktor für meine Entscheidung“, erzählt sie. „Und schließlich bin ich ja um die Ecke aufgewachsen.“
, Lucie Knor hat "Earth and Environmental Science" an der Jacobs University studiert © privat
„Earth and Environmental Sciences“ heißt der Studiengang, den sie wählte – eine Entscheidung, die sich nicht bereute. „Mein Studium hat mich unglaublich gut auf das vorbereitet, was ich jetzt mache. Der Studiengang ist sehr interdisziplinär, es geht um das komplette System Erde, er vermittelt alles, was man als Geowissenschaftlerin so braucht.“
Einschließlich Exkursionen in den Harz, die Eiffel, nach Ostfriesland, Helgoland, Irland und Island. „Die waren mit das Beste an der ganzen Zeit.“
Besonders einer habe ihre Begeisterung für Geochemie so richtig ins Rollen gebracht, erzählt sie – ihr Professor Michael Bau, bei dem sie auch ihre Bachelor-Arbeit schrieb. Bau war es, der den Kontakt zur University of Hawai‘i herstellte, an der Lucie Knor ein Auslandssemester verbrachte. „Dort hat es mit so gut gefallen, dass ich mich nach dem Abschluss an der Jacobs University im Sommer 2015 für einen Masterstudiengang beworben habe.“
Für ihre Masterarbeit hat sie sich auch an weniger reizvollen Ecken der Insel aufgehalten – im Wassereinzugsgebiet des Ala Wai Kanals, eine von Menschen gespeiste Kloake, die um das berühmte Waikiki herumfließt, einem Stadtteil von Honolulu. Von unberührten Bergbächen bis hinunter in den Kanal hat sie Wasserproben entnommen, um die Belastung mit Schwermetallen, insbesondere mit Kupfer, zu messen. Dessen Konzentration im Kanal ist beträchtlich, während der Regenzeit steigt sie an, was dafür spricht, dass der Großteil des Eintrags von menschlichen Quellen stammt.
, Lucie Knor: Schon während ihrer Masterarbeit hat sie sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität mit den Auswirkungen des Kohlendioxids (CO2) auf die küstennahen Korallenriffe von Hawai‘i beschäftigt © privat
Angekommen sei sie auf Hawai‘i, sagt Lucie Knor, es sei schön, dort zu leben. Das allgegenwärtige Meer ist für die Ozeanographin nicht nur Studienobjekt, sondern sie nutzt es auch zum Surfen. Das Thaiboxen hat sie für sich entdeckt, sie ist auch politisch aktiv, an der Universität, aber auch darüber hinaus. „In Hawai’i gibt es viele Probleme, vor allem wegen der langen Kolonialgeschichte der Inseln und des ausbeuterischen Tourismus: Armut und Obdachlosigkeit, vor allem der indigenen Kanaka Maoli und steigende Essens- und Mietpreise, durch die die ansässige Bevölkerung verdrängt wird. Aber hier blühen auch umweltbewusste und solidarische Lebensansätze auf, die ich unterstütze.“
Schon während ihrer Masterarbeit hat sie sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität mit den Auswirkungen des Kohlendioxids (CO2) auf die küstennahen Korallenriffe von Hawai‘i beschäftigt. Über 20 Prozent des weltweit ausgestoßenen CO2 wurden von den Ozeanen aufgenommen, in denen es zu Kohlensäure wird und vielen Organismen das Leben schwer macht – vor allem denjenigen mit Schalen oder Gehäusen aus Kalziumkarbonat, wie zum Beispiel Korallen oder Flügelschnecken. In ihrer Doktorarbeit wird Lucie Knor darüber forschen, was genau dieses CO2 anrichtet. Und wo vielleicht Quellen der Widerstandsfähigkeit liegen.
Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
Heiko Lammers | Corporate Communications & Public Relations
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