Mitglied der Constructor University erhält Micius Preis für Quantenphysik

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Physics Professor Dr. Nicolas Gisin wins 2023 Micius Prize for Quantum Physics
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Professor Nicolas Gisin, member of the Strategic Advisory Board at Constructor University Bremen (source: University of Geneva)

Ohne die Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Quantenmechanik wären viele heute unverzichtbare Technologien nicht denkbar. Die 2018 gegründete “Micius Quantum Foundation” hat sich zum Ziel gesetzt, Forschung im Bereich der modernen Quantenphysik zu fördern und bekannt zu machen. Mit dem jährlich verliehenen “Micius Quantum Prize” ehrt sie herausragende Beiträge in den Bereichen Quantenkommunikation, Quantensimulation, Quanteninformatik und Quantenmetrologie. Prof. Dr. Nicolas Gisin, Mitglied des Constructor Group Strategic Advisory Boards, wurde am 2. Oktober mit dem diesjährigen Micius Quantum Prize ausgezeichnet. In unserem Interview erzählt er von seiner Verbindung zur Physik, dem Micius Preis und was die Constructor University besonders macht.

Dr. Gisin, wie kamen Sie zur ihrer Faszination für Physik und Quantenmechanik? Gibt es einen Moment, in dem Sie rückblickend wussten: das ist es, was ich mit meinem Leben machen möchte?  

Meine Faszination für Quantenphysik war sehr schnell geweckt, nachdem ich in meinem zweiten Studienjahr an der Uni Genf, 1972, meine ersten Vorlesungen zu diesem Thema belegt hatte. Die Tatsache, dass es unter der Oberfläche unserer bekannten Welt eine ganz andere Realität gibt, die wir uns mit schierer intellektueller Macht erschließen können, hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Das nächste Highlight war für mich der darauffolgende Sommer 1973-74, als ich im Urlaub in Südindien ein Review von Clauser und Shimony über Bellsche Ungleichheiten las. Seitdem war mir klar, dass ich mein Leben der Quanten-Nichtlokalität widmen möchte - also der Möglichkeit, durch Quanten-Korrelation die Bellsche Ungleichung zu verletzen.  

Gibt es eine Person, die ausschlaggebend war für Ihre Entscheidung, Physik und Quantenphysik zu studieren?

Nicht für das Physikstudium. Aber meine Begegnungen mit John Bell hatten einen großen Einfluss darauf, dass ich mich der Quanten-Nichtlokalität verschrieben habe. Gleichzeitig habe ich schon in den 1980ern Erfahrungen in der Startup-Szene gesammelt.  

Apropos Startups: Sie haben IDQ gegründet, ein Unternehmen, das Licht nutzt, um fortschrittliche Quantenprodukte und –technologien zum Schutz von Daten und öffentlicher Sicherheit zu entwickeln. Vor welche Herausforderungen hat es Sie gestellt, Forschung in ein Unternehmenskonzept zu überführen?  

IDQ ist zwar recht erfolgreich, aber Herausforderungen gibt es reichlich. Eine Herausforderung, die mich derzeit beschäftigt, ist es, in einem auf Lösungen fokussierten Unternehmen die Kreativität von Physiker*innen beizubehalten.  

Sie haben gerade den Micius-Quantenpreis für 2023 erhalten. Es ist eine sehr prestigeträchtige Auszeichnung, die jährlich vergeben wird. Wo steht das in Ihrer langen Liste von Erfolgen und was bedeutet es für Sie?

Der Micius-Preis ist in der Tat sehr prestigeträchtig. Es nicht mein erster Preis, aber er gehört zu meinen größten Errungenschaften, zusammen mit dem Kanadischen John Steward Bell Inaugural Prize und dem Schweizer Marcel Benoist Preis. Alle Preise sind eine klare Anerkennung meiner tiefen Hingabe an mein Berufsleben, und es ist schön und wichtig, Anerkennung für diese harte Arbeit zu bekommen. Das ist, glaube ich, sehr menschlich.

Sie haben Ihre Alma Mater, die Universität Genf, erwähnt, an der Sie auch emeritierter Professor sind. Als Mitglied des Constructor Group Strategic Advisory Boards sind Sie außerdem eng mit der Constructor University verbunden. Was hat Sie nach Norddeutschland gezogen?  

Ich glaube fest an menschliches Wissen und die Fähigkeit, Wissen über viele Generationen, ja Jahrhunderte hinweg anzuhäufen. Das geht weit über den Einzelnen hinaus. Seit einigen Jahrhunderten konzentriert sich die Anhäufung und Weitergabe dieser Wissensbestände auf Universitäten. Ich habe großen Respekt vor Universitäten. Als ich die Chance hatte, mich an der Constructor University an der Entwicklung einer neuen Universität zu beteiligen, fühlte ich mich sofort angesprochen. Meine Hauptbeiträge liegen darin, hochkarätige Forschung zu betreiben und als Botschafter innerhalb der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft aufzutreten.

Worin sehen Sie den Beitrag, den die Constructor University zur Quantenmechanik leistet?  

Es gibt eine Lücke zu füllen in der Kombination von Grundlagenforschung in der Quantenphysik, den Quantentechnologien und der Quantensoftware. Es gibt nicht viele Orte, an denen diese drei Themen nebeneinander entwickelt werden und dabei ein breites Spektrum von Grundlagenforschung und Quasi-Philosophie bis hin zu angewandten Technologien und Software abdecken.

Abseits der Forschung haben Sie in Ihrer Heimat, der Schweiz, semiprofessionell Feldhockey gespielt. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem Sport und der Physik? Gibt es Aspekte des Feldhockeys, die Sie bei Ihrer Arbeit inspiriert oder Ihnen geholfen haben?

Ja! Mannschaftssportarten eignen sich hervorragend, um Menschen auf jede Karriere vorzubereiten, in der Teamwork unerlässlich ist. Das ist natürlich bei Start-ups der Fall. Aber auch in der wissenschaftlichen Forschung kommt man nicht ohne Teamwork aus: Entgegen des Einstein-Mythos' lebt erfolgreiche Forschung von Teamarbeit. 

Fragen beantwortet:
Nicolas Gisin | Member of the Strategic Advisory Board, Constructor University
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