Nada Hashweh möchte besonders schutzbedürftige Menschen stärken
Jacobs Alumna Nada Hashweh arbeitet für das Deutsche Rote Kreuz in Frankfurt und kümmert sich um die Anliegen von Frauen und Kindern mit Migrationshintergrund. (Quelle: Sidharth Dandekar)
14. Juli 2020
Den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sie hautnah erlebt. Nada Hashweh ist im Osten Jerusalems aufgewachsen, ihre Schule aber befand sich im Westjordanland, in Ramallah. Täglich musste die palästinensische Einwohnerin Ost-Jerusalems die Kontrollpunkte passieren. „Meine Erfahrungen in meiner Heimat haben stark geprägt, wer ich heute bin“, sagt die 26-Jährige, die 2012 für ihr Psychologie-Studium an die Jacobs University Bremen nach Deutschland kam, an der Menschen aus über 120 Nationen leben, lernen und forschen. Heute arbeitet sie für das Deutsche Rote Kreuz in Frankfurt und kümmert sich um die Anliegen von Frauen und Kindern mit Migrationshintergrund.
Als Kind pendelte sie täglich zwei bis drei Stunden zu ihrer Schule. „Alle Lehrer kannten mich, weil ich durch die Kontrollen so oft zu spät kam“, erinnert sie sich lachend. Nada Hashweh gehört zur Minderheit der arabischen Palästinenser, die in Ost-Jerusalem leben. Sie besuchte die „Ramallah Friends School“, die 1869 von amerikanischen Quäkern gegründet wurde. Als erste Schule in Palästina bot sie das International Baccalaureate an, ein internationales Abitur.
Während ihrer Schulzeit nahm sie am „Model United Nations“ teil. Diese Simulation der Arbeit der UN führte sie zu Konferenzen nach Den Haag und Jordanien. Die dort gemachten Erfahrungen in einem internationalen Umfeld spielten bei der Wahl ihres Studienortes eine wichtige Rolle, ebenso wie ihr Interesse für Psychologie. „Außerdem hatte meine ältere Schwester bereits an der Jacobs University studiert und sie hatte nur Gutes erzählt.“
2012 begann sie, Integrated Social and Cognitive Psychology zu studieren. Die Jacobs University hatte ihr neben dem Zugang zu Forschungsmöglichkeiten und Praktika auch ein Stipendium und ein finanzielles Hilfspaket angeboten. Besonders der Austausch mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen haben ihr Leben nachhaltig bereichert. "Die Menschen und Freunde, die ich an der Jacobs University kennengelernt habe, öffneten mir die Augen für die verschiedenen Ideen und Themen im Zusammenhang mit ihrer Kultur und ihren Ländern, was mir ein größeres Verständnis für die Welt als Ganzes gab", betont Hashweh.
Ein Praktikum führte sie zurück ins Westjordanland, in das palästinensische Beratungszentrum, um Kindern zu helfen, die psychologisch Unterstützung brauchten. Später arbeitete sie mit Professoren des renommierten MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, zusammen, die Forschung im Westjordanland betrieben. „Meine Motivation war immer, Bedürftigen zu helfen“, sagt sie.
Nach ihrem Bachelor-Abschluss im Jahr 2015 führte sie ihre erste berufliche Station nach Bonn, an die LVR-Klinik, dem Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Bonn, das auf Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene spezialisiert ist. „Auch wenn ich ein tiefes Interesse an der Klinischen Psychologie habe, wollte ich mit Menschen auf natürlichere Weise in Kontakt treten und Beziehungen aufbauen. Ich wusste, dass ich Menschen auf eine andere Weise helfen kann und wollte andere Wege gehen, um dies zu erreichen“, erzählt Hashweh. Sie orientierte sich um und ging zurück nach Bremen, um für Effect zu arbeiten, eine gemeinnützige Gesellschaft der freien Jugendhilfe Bremen. Dort unterstütze sie Flüchtlinge bei ihrer Integration. Ihre Rolle war die eines Verbindungsglieds zwischen den meist Arabisch sprechenden Flüchtlingen und den deutschen Behörden, Ärzten oder Mitarbeitenden der Organisation.
Ihre Arbeit als Spezialistin für besonders schutzbedürftige Gruppen setzt Nada Hashweh beim Deutschen Roten Kreuz in Frankfurt fort. „Wenn ich meine Tätigkeit mit wenigen Worten beschreiben sollte, dann geht es darum, Menschen zu stärken.“
Dabei greift sie auf Erfahrungen aus ihrer Zeit an der Jacobs University zurück: „Die Jacobs University ist ein Vorbild für mich. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern nicht nur koexistieren, sondern sich auch gegenseitig unterstützen“, sagt sie. „Das gibt mir Hoffnung auf eine Zukunft, in der unsere Unterschiede nicht als Treibstoff für Zerstörung und Krieg dienen, sondern als Katalysator um uns einander näher zu bringen.“
Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 120 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
Kontakt:
Heiko Lammers | Corporate Communications & Public Relations
h.lammers [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4532