Verbindungen schaffen, nicht nur im Labor: Chemieprofessor Gerd-Volker Röschenthaler ausgezeichnet
19. Juli 2017
Es war die Zeit als Europa durch einen eisernen Vorhang in Ost und West geteilt war. In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts reiste Gerd-Volker Röschenthaler erstmals auf eine Vortragsreise in das damals noch kommunistische Polen. Daraus entstand eine langfristige Kooperation mit der Adam Mickiewicz University in Posen; der Chemie-Professor bildete über Jahrzehnte junge polnische Wissenschaftler aus. Für sein Engagement erfuhr er nun eine seltene Anerkennung: Er wurde mit der Verdienstmedaille der polnischen Universität ausgezeichnet.
„Wenn man Wissenschaft betreibt, kann man Beziehungen zwischen Menschen fördern und Brücken bauen. Und das habe ich immer gerne und mit voller Überzeugung getan“, erzählt Röschenthaler, der die Medaille auf einer feierlichen Zeremonie in Posen entgegennahm. Für ein besseres Verständnis wirbt er nicht nur in Polen, sondern auch in Israel. Seit über einem Jahrzehnt ist der Wissenschaftler Mitglied im Board of Governors des Israel Institute of Technology (Technion) in Haifa, der Partnerstadt von Bremen. Schon Ende der 70er Jahre besuchte er erstmals die Universitäten des Landes.
Und noch in einem drittem Land ist er aktiv: China. An der Universität Nanjing, einer der bedeutendsten Universitäten des Landes, ist Gerd-Volker Röschenthaler Gastprofessor. Erst im April war er dort, um gemeinsame Projekte in der organischen Fluorchemie zu besprechen. „Geplant ist die Eröffnung eines gemeinsamen Labors in MaAnShan, einer Nachbarstadt von Nanjing. Die Kooperation läuft sehr gut“, sagt Röschenthaler.
Das Element Fluor, der Tyrannosaurus Rex der Elemente, wie er sagt, beschäftigt ihn seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere. Ein kleines Atom mit einem großen Ego sei das, das vielen Stoffen ganz besondere Eigenschafften verleihe. Fluorhaltige Verbindungen finden sich unter anderem in Medikamenten, Pestiziden, Kühlmitteln, als Flüssigkristalle in Displays oder auch in Batterien. „Fluor und fluorhaltige Verbindungen sind so verbreitet wie relevant für unseren Alltag“, meint Röschenthaler.
Nach 31 Jahren als Hochschullehrer an der Universität Bremen wechselte Röschenthaler 2009 an die Jacobs University. Die internationale Atmosphäre mit Studierenden aus über 100 Nationen, die Möglichkeit, eng mit Kollegen aus anderen Fachgebieten zusammen zu arbeiten, sei schon sehr besonders, findet er. „Man trifft sich oft, diskutiert Ideen, das ist für die Forschung sehr motivierend.“
Röschenthaler ist es gemeinsam mit weiteren Kollegen gelungen, eine Substanz zu finden, die Lithiumbatterien bei einer bestimmten Voltzahl abschaltet. Dieses sogenannte Shutdown-Additiv ist ein Durchbruch für die Batterie-Sicherheit. Auch die Entwicklung neuer fluorierter Lithiumbatterie-Komponenten erfülle ihn mit Zufriedenheit. Wie anwendungsorientiert seine Forschung ist, belegt die Zahl der gehaltenen Patente: 35 sind es insgesamt.
Seine Arbeitsgruppe an der Jacobs University ist zum Zentrum für angewandte fluororganische Chemie in Deutschland geworden. Doch obwohl die Nachfrage nach organischen fluorhaltigen Substanzen in der Pharmazie, der Agrochemie oder der Medizin unverändert groß ist und sogar noch wächst, wird dieser Zweig der Chemie in Deutschland an Universitäten kaum noch verfolgt. Anders hingegen in Japan oder China. „Das in Deutschland angesammelte Know-how darf auf keinen Fall verloren gehen“, meint Röschenthaler und auch viele seiner Kollegen aus der Chemischen Industrie.
Weitere Informationen:
http://groeschent.user.jacobs-university.de/
www.jacobs-university.de
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Gerd-Volker Röschenthaler | Professor für Chemie
g.roeschenthaler [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3138
Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.
Kontakt:
Thomas Joppig | Brand Management, Marketing & Communications
t.joppig [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504