Alexey Lyutov: Datenwissenschaftler mit Industrieerfahrung
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In seiner Doktorarbeit befasst sich Alexey Lyutov in Zusammenarbeit mit dem Automobilzulieferer Schaeffler mit der Simulation und Optimierung von Vorgängen in der Logistik. (Quelle: Privat)

 

18. Januar 2021

Das neue Jahr und Weihnachten ohne Schnee zu erleben, ist für ihn immer noch ungewohnt. Alexey Lyutov ist anderes gewöhnt: minus 20 Grad Celsius, Frost und viel Schnee. „Der Winter ist einfach zu warm hier“, scherzt der 28-Jährige, der in der sibirischen Stadt Nowosibirsk zuhause ist. Ein Industrieprojekt mit dem Automobilzulieferer Schaeffler lockte den Datenwissenschaftler nach Bremen, an die Jacobs University.

Mit 1,6 Millionen Einwohnern ist Nowosibirsk die drittgrößte Metropole Russlands, ein Zentrum für Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Alexey Lyutov wuchs in Akademgorodok auf, was übersetzt „akademisches Städtchen“ bedeutet – ein Stadtteil, in dem zu Sowjet-Zeiten 65.000 Wissenschaftler:innen mit ihren Familien lebten. Als „Silicon Taiga“ genießt das Wissenschaftszentrum auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf. „Das ist ein faszinierender Ort mit für Russland wichtigen Institutionen, gerade für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“, erzählt Alexey.

In Akademgorodok ging er zur Schule, studierte dort an der Universität von Nowosibirsk Mathematik. Bereits als Masterstudent veröffentlichte er mehrere Studien, am Institut für Computertechnologie arbeitete er nach dem Studium an der Verbesserung einer Software für das Design von hydraulischen Turbinen. „Dann aber“, so erinnert sich Alexey, „hatte ich zunehmend das Gefühl, ich entwickele mich nicht mehr weiter, schöpfe mein Potenzial nicht aus und sollte ins Ausland gehen.“

Deutschland kannte der Träger eines schwarzen Gürtels im Taekwondo aus einem Work and Travel-Aufenthalt im Jahr 2011. Bei freier Kost und Logis hatte er in der Nähe von Dresden einen Monat lang bei der Renovierung eines Schlosses mit angepackt. Das Land gefiel ihm und als er bei ResearchGate, einem sozialen Netzwerk für Wissenschaftler:innen, die Ausschreibung für eine Promotionsstelle an der Jacobs University sah, zögerte er nicht lange, bewarb sich – und wurde angenommen.

Das war 2017. Auf dem internationalen Campus in Bremen-Nord traf er auf Studierende aus aller Welt. Diese Vielfalt der Kulturen war er aus Nowosibirsk nicht gewöhnt. „In einem multikulturellen Umfeld zu leben ist unbedingt bereichernd“, resümiert er nach seinen Erfahrungen an der Jacobs University.   

In seiner Doktorarbeit befasst sich Alexey, in Zusammenarbeit mit dem Automobilzulieferer Schaeffler, mit der Simulation und Optimierung von Vorgängen in der Logistik. „Methodisches Fachwissen kann ich hier einbringen und unmittelbar in die Praxis umsetzen,“ sagt er. Als ein weltweit führender Automobil- und Industriezulieferer setzt die Schaeffler Gruppe auf Qualität, Technologie und Innovation. Mit einer technischen Herausforderung wandte sich der Konzern Ende 2017 an die Jacobs University, um für das Unternehmen eine Lösung entwickeln zu lassen. Alexey Lyutov stellte mit seinen Forschungsergebnissen die Weichen für den Erfolg dieses Projekts und weiterer Kooperationen.

In seiner Forschung geht es zum einen um die intelligente Auswertung und Verknüpfung von Daten mithilfe von maschinellem Lernen. Und zum anderen um die Entwicklung und Anwendung eines Algorithmus zum Auffinden von Ineffizienzen im globalen Transportnetzwerk von Schaeffler - mit dem Ziel, die Transportkosten zu reduzieren. Unterstützt wird der passionierte Wissenschaftler von Marc-Thorsten Hütt, Professor für Systembiologie, und von Yilmaz Uygun, Professor für Logistics Engineering, Technologies and Processes an der Jacobs University.

Gemeinsam steht das Team für den Erfolg des Industrieprojekts. „Ein sehr gutes Beispiel, wie komplexe Probleme aus Industrie und Wirtschaft durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und die internationale Vernetzung von Wissenschaftlern gelöst werden können“, sagt Stephan Kuhlmann, Projektleiter im Bereich Business Solutions, der Industrieprojekte auf Seiten der Jacobs University koordiniert.

Alexeys Promotion steht kurz vor dem Abschluss. Wie es dann beruflich weitergeht, ist noch offen: Wirtschaft oder die akademische Welt, Forschung und Lehre an einer Universität oder eher anwendungsorientiertes Arbeiten in einem Unternehmen –  Alexey kann sich beides vorstellen. Als Experten für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen stehen ihm vielen Türen offen. Und noch etwas gilt es zu berücksichtigen: Er und seine Frau Karina, mit der er gemeinsam in Akademgorodok Mathematik studierte, sind nicht mehr allein, denn im letzten Sommer wurde ihr Sohn Leonid geboren.

Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.
 

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Kontakt:
Melisa Berktas | Corporate Communications & Public Relations
m.berktas [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4135