Die Wegweiserin
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Foto: Das BLV / FR ,

 

20. April 2017

Die Sprache fremd, die Sitten ungewohnt, das Wetter oft zu kalt: Für viele der internationalen Studierenden an der Jacobs University ist vieles neu. Sie müssen sich zurechtfinden in einem unbekannten Land, mit Kommilitonen aus mehr als 100 Nationen, zugleich den Sprung von der Schule an eine leistungsorientierte Universität schaffen. Dabei hilft ihnen eine 42-jährige aus Hong Kong: Florence Yu, Psychological Counselor and Intercultural Education Officer an der englischsprachigen Universität in Bremen.

Sie weiß, wie es ist, in einer fremden Kultur klarkommen zu müssen; sie hat es selbst durchlebt. Vor zehn Jahren folgte sie ihrem Mann nach Bremen. Die beiden hatten sich in Hong Kong kennengelernt, führten lange eine Fernbeziehung. „Ich war oft in Bremen, aber für mich war es wirklich schwierig, mir vorzustellen, dauerhaft hier zu bleiben. Das Wetter gefiel mir gar nicht und ich habe die Leute anfänglich als sehr distanziert empfunden.“

Florence Yu hatte an der Hong Kong Polytechnic University Sozialarbeit studiert, später folgte ein Master in klinischer Sozialarbeit in Hong Kong an der Chinese University (CUHK). In Deutschland absolvierte sie eine weitere Ausbildung in systemischer Familienberatung. Über ein Praktikum kam sie 2010 zur Jacobs University – und blieb. „Ich dachte sofort: Wow, das ist ein toller Ort. Auf dem Campus fühlte ich mich von Anfang an Zuhause und kein bisschen als Ausländerin.“ Derzeit schließt sie ihre berufsbegleitende, postgraduierte Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsycho-therapeutin ab.

Sechs Jahre lang kümmerte sie sich als College Managerin des Krupp College, einem von vier Studentenunterkünften auf dem Campus der Jacobs University, um das Wohlergehen „ihrer Familie“, wie sie sagt, die immerhin 200 Studierende aus der ganzen Welt umfasst. Im August vergangenen Jahres wechselte Florence Yu auf ihren neuen Job als Psychological Counselor and Intercultural Education Officer.

Seitdem unterstützt sie nicht nur die Mitglieder eines Colleges, sondern sämtliche Studierenden auf dem Campus. Zum Beispiel durch eine individuelle psychologische Beratung zu Themen wie Heimweh, zwischenmenschlichen Problemen oder Stressbewältigung im Studium. Denn die Anforderungen sind hoch. „Viele Studierende sind akademisch sehr ambitioniert. Sie engagieren sich darüber hinaus in zahlreichen Projekten wie zum Beispiel der Durchführung von Veranstaltungen“, sagt Florence Yu. Dennoch absolvieren über 90 Prozent ihren Bachelor-Abschluss in den dafür vorgesehenen drei Jahren, eine außergewöhnlich hohe Quote.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit besteht darin, interessierte Studierende als interkulturelle Trainer auszubilden. Diese wiederum führen den für jeden Studienanfänger obligatorischen Workshop mit dem Titel „Dive into Diversity“ zu Beginn der Orientierungswoche im August durch. Dort geht es zum Beispiel darum, Studierende für Werte wie Respekt oder Toleranz zu sensibilisieren. In der deutschen Kultur etwa gilt es als respektvoll, sich bei der Begrüßung die Hand zu schütteln und in die Augen zu schauen. Das ist in anderen Ländern manchmal ganz anders.

Und es geht um den Umgang untereinander. Auf dem Campus sind Studierende von allen Kontinenten versammelt, von unterschiedlicher kultureller Prägung und religiöser Überzeugung. „Unsere Studierenden sind sehr divers, sie profitieren sehr stark von ihrer Unterschiedlichkeit“, sagt Florence Yu. Das aber funktioniert nur, wenn man offen füreinander ist. Sie ermutigt sie, untereinander nicht in ihrer Muttersprache zu sprechen, sondern in Englisch, damit andere nicht ausgeschlossen sind. Gemeinsame Feste wie das Chinesische Neujahrsfest, das indische Lichterfest Diwali oder der African Heritage Day tragen zudem zu einem besseren interkulturellen Verständnis bei.

Florence Yu ist besonders stolz auf ein Trainingsprogramm für Studierende, genannt „J-Peers: „Peer Counselling“. In ihm lernen Studierende Techniken, wie sie Kommilitonen helfen können. „Die Studierenden wohnen gemeinsam, oft essen sie zusammen, sie haben vielfach denselben Unterricht oder treiben gemeinsam Sport“, erzählt Florence Yu. „Wenn sie sich untereinander gut verstehen, wird das Zusammenleben um ein Vielfaches einfacher.“ Oft braucht es dazu gar nicht viel. Es reicht manchmal schon, sich die Zeit zum Zuhören zu nehmen. Wie das geht – Zuhören – auch das kann man bei ihr lernen.

 

Weitere Informationen:
www.jacobs-university.de

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Thomas Joppig | Brand Management, Marketing & Communications
t.joppig [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504