Der Brückenbauer

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,  19. Mai 2016 Weltoffen sein, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen. Das ist Erik Bettermann wichtig. Der ehemalige Intendant der Deutschen Welle hat im Laufe seines Berufslebens 170 Länder bereist. Heute nutzt der 72-Jährige seine vielfältigen Kontakte, um auf ganz unterschiedliche Weise Bildungschancen junger Menschen in aller Welt zu verbessern. So auch als Mitglied im Aufsichtsrat der Jacobs University.      Als er die Kanzel der Stadtkirche in Wittenberg betrat, hatte Erik Bettermann weiche Knie. Drei Jahre ist es her, seit er an jenem Ort eine Kanzelrede halten durfte, an dem einst Martin Luther mit wortgewaltigen Predigten die Reformation vorantrieb. Für den überzeugten Protestanten Bettermann war es ein besonderer Moment, als er die Stufen der Kanzel emporstieg. Noch heute wirkt er gerührt, wenn er davon erzählt. Ausgehend von dem Bibelwort „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ schlug Bettermann damals einen weiten Bogen von der Reformation über die Aufklärung bis hin zur Pressefreiheit. Seine Rede – ein Plädoyer für Toleranz und unablässiges Werben für Meinungsfreiheit. „Wir können Brücken bauen“, sagte er. „Dass die Menschen diese Brücken aber auch begehen, bleibt unsere tägliche Hoffnung.“ Ein Brückenbauer ist Erik Bettermann auch nach seinem Abschied von der Deutschen Welle vor gut zwei Jahren geblieben – und das sowohl in sozialer als auch in intellektueller Hinsicht: Er liebt es, gedankliche Brücken zwischen Geschichte und Gegenwart zu schlagen: Luthers Kritik am kirchlichen Machtmissbrauch, seine Theologie und seine Bibelübersetzung sind für ihn Wegbereiter der Aufklärung. Die Reformation – ein Ausgangspunkt für breitere Bildungschancen in der Gesellschaft. „Aber von Chancengleichheit sind wir auch fast 500 Jahre nach der Reformation noch weit entfernt“, sagt er und kommt, nun auf eines seiner großen Anliegen als Kuratoriumsvorsitzender der Welthungerhilfe zu sprechen. „Die Zahl der Hungernden ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Aber viele Menschen finden trotzdem keinen Ausweg aus gesellschaftlichen Verhältnissen, die von Armut, Gewalt, Terror und Unterdrückung geprägt sind. Denn sozialer Aufstieg braucht Bildungschancen. Diese Chancen zu ermöglichen – das ist eine große Aufgabe für die Entwicklungshilfe.“ Um Bildungschancen geht es ihm auch als Mitglied des Aufsichtsrats der Jacobs University. „Es ist gut, dass es hier ein Auswahlverfahren gibt, bei dem es nicht auf den Geldbeutel der Eltern ankommt, sondern auf Talent, Leistung und Engagement.“ Das differenzierte Stipendiensystem an der Jacobs University stelle sicher, dass auch Studierende aus ärmeren Familien und Ländern Zugang zu einer privaten Universität mit internationalem Renommee haben. Dass sich die Jacobs University auf die drei Schwerpunktfelder Health, Mobility und Diversity fokussiere, ohne dabei das transdisziplinäre Forschen und Lernen zu vernachlässigen, ist aus seiner Sicht der richtige Weg. „Eine Spitzen-Uni muss ihre spezifischen Stärken kennen und gleichzeitig offen für große, übergreifende Fragen sein. Dieser Spagat gelingt hier sehr gut.“  Dass an der Jacobs University Menschen aus mehr als 100 Ländern friedlich gemeinsam leben, forschen, lernen und lehren, entspricht seiner Vision von einer weltoffenen Gesellschaft. Es sei ein hoffnungsvolles Zeichen, dass es gerade in Deutschland einen solchen Ort gebe, sagt er und kommt auf die NS-Zeit zu sprechen: „Kriege hat es überall gegeben. Aber kein anderes Land hat das Töten so fabrikenhaft organisiert wie Deutschland im Holocaust.“ Daraus resultiere bis heute eine besondere Verantwortung, sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen. „Als nachfolgende Generationen trifft uns zwar keine Mitschuld an den Gräueltaten der NS-Zeit. Aber es ist wichtig, dass wir dieses abgründige Kapitel der Geschichte unseres Landes nicht vergessen, nicht ausblenden und nicht kleinreden.“ Erik Bettermann wurde ein Jahr vor Kriegsende in Lindenthal bei Leipzig geboren, verbrachte weite Teile seiner Kindheit und Jugend  jedoch in Mannheim, Berlin und Köln, wo er später auch Philosophie, Pädagogik und Sozialpädagogik studierte. Er arbeitete zunächst als Journalist für Tageszeitungen. Später engagierte er sich unter anderem für den internationalen Jugendaustausch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und wurde schließlich Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bundesjugendrings. 1982 dann der Sprung ins politische Bonn: Referent im Bundesfamilienministerium, Büroleiter des Bundestags-Vizepräsidenten, Abteilungsleiter im SPD-Parteivorstand, schließlich stellvertretender SPD-Bundesgeschäftsführer.  1992 ereilte ihn der Ruf an die Weser: Erik Bettermann wurde Staatsrat, später Bevollmächtigter Bremens beim Bund. In diese Zeit fiel auch die Gründungsphase der heutigen Jacobs University, damals noch als International University Bremen. „Ich fand die Planungen für eine internationale Universität in Bremen von Anfang an spannend“, erinnert er sich.  Heute lebt Erik Bettermann in Berlin. An seine Jahre in Bremen denkt er jedoch noch immer gern zurück. Er wohnte damals im Amtsfischerhaus im Schnoor, dem urigen mittelalterlichen Gängeviertel in der Bremer Altstadt. Sein rheinisch-kontaktfreudiges Naturell traf hier, wie er sagt, auf die Weltoffenheit einer Hansestadt mit internationalen Handelsbeziehungen. Kontaktfreude und Weltoffenheit – keine schlechten Voraussetzungen für einen Brückenbauer.   Kontakt: Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communicationsk.logemann [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4454