Doktorand mit Liebe zur Chemie und zur Oper
6. September 2017
Eine wissenschaftliche Abhandlung änderte sein Leben. Er wusste nichts über die Jacobs University, nichts über Bremen, wenig über Deutschland und natürlich sprach er kein Wort Deutsch. Dann las Wassim W. Ayass im fernen Saudi-Arabien ein Grundsatzpapier von Chemie-Professor Ulrich Kortz über Polyoxometallate – und bewarb sich erfolgreich als Doktorand an der internationalen Universität. Heute sagt er: „Ich will in Deutschland bleiben und hier mein Leben aufbauen.“
Geboren in Beirut im Libanon, studierte der 25-Jährige zunächst an der Amerikanischen Universität in seiner Heimatstadt, dann an der König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technologie in Saudi-Arabien. Stipendien ermöglichten ihm das Studium. Während seiner Masterarbeit stieß der angehende Chemieingenieur auf das Kortz-Papier. Anfang 2014 kam Wassim W. Ayass als Doktorand nach Bremen, in die Arbeitsgruppe von Prof. Kortz. „Das war alles purer Zufall“, erzählt Wassim.
„Chemie ist meine Passion. Mich begeistert der Weg von der Grundlagenforschung hin zur industriellen Anwendung“, sagt er. Insbesondere die Polyoxometallate haben es ihm angetan, das sind kleine Alleskönner aus der Nanowelt. „Sie haben ein enormes Potential für groß dimensionierte, katalytische Anwendungen in der Industrie.“ Während seiner Doktorarbeit war er in ein Industrieprojekt und in ein akademisches Projekt eingebunden, vier Patente und mehrere wissenschaftliche Papiere gingen aus seiner Arbeit hervor.
Die Chemie führte ihn im Juni bis nach Lindau an den Bodensee, zur 67. Nobelpreisträgertagung. Einmal im Jahr treffen sich dort zahlreiche Nobelpreisträger zu Fachgesprächen mit den talentiertesten Nachwuchsforschern aus aller Welt. „Das war eine überwältigende Erfahrung mit enthusiastischen Vorträgen und Diskussionen über Wissenschaft, Politik, Ökonomie und Lebenserfahrung“, erzählt er. „Diese faszinierenden Wissenschaftler sind Vorbilder für mich.“
Seine zweite Leidenschaft ist die Musik: Der Bariton hat seine klassische Gesangsausbildung in Bremen weiter vervollkommnet. „Wenn ich im Labor forsche, vergesse ich mein Leben. Wenn ich auf der Bühne bin, vergesse ich mich selbst.“ Das war zuletzt im Mai der Fall: Am Vorabend der mündlichen Verteidigung seiner Promotion gab er auf dem Campus ein umjubeltes Konzert, unter anderen mit Liedern von Strauss, Liszt und Rossini. „Alle hielten mich für übergeschnappt, so etwas zu diesem Zeitpunkt zu tun. Aber ich wollte zeigen, dass man ganz verschiedene Passionen kombinieren kann.“
Auch zuvor schon hat die Musik ihn und andere inspiriert. Als die Jacobs University vor zwei Jahren Flüchtlinge aufnahm, formte Wassim, der Arabisch, Französisch und Englisch spricht, aus ihnen einen Chor. Vor einem Jahr gewann er den Talente-Wettbewerb an der Jacobs University, mit einer Operette, die er mit Unterstützung der Studentin Nouria Jantz geschrieben und produziert hatte. In die Aufführung ließ er seine Chemiekenntnisse einfließen – in Form von Rauch.
Ende September wird Wassim W. Ayass seine Promotion im Bereich Anorganische Synthese und Katalyseforschung abgeschlossen haben. Sein Deutsch ist inzwischen ganz ausgezeichnet, auch dank eines zweimonatigen Deutschkurses am Goethe-Institut in Göttingen mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dessen Stipendiat er ist. „Ich kann nur allen empfehlen, die Sprache des Landes zu lernen, in dem man lebt. Sie ist ein wichtiger Integrationsfaktor. Der Alltag ist für mich viel einfacher geworden.“ Auch hier half die Musik. Denn viele Liedtexte sind in deutscher Sprache verfasst worden.
Wassim will in Deutschland bleiben, er sucht derzeit eine Stelle in der Industrie oder als Post-Doc. „Die Lebensqualität hier ist so viel besser als in meiner Heimat. Vielen Deutschen ist gar nicht bewusst, wie gut sie es haben.“ Und er wird weiter Musik machen. „Mein Traum ist, einmal in einer richtigen Oper zu singen.“
Um diesen Traum zu verwirklichen, wird er weiter hart arbeiten, wie auch an seiner wissenschaftlichen Karriere. Seine Geschichte könnte andere inspirieren, hofft er. Es gehe darum, zielorientiert zu sein, sich selbst herauszufordern, aber doch offen zu bleiben und seine Träume auch tatsächlich zu verfolgen. „Ich gebe nie auf. Ich gebe immer 200 Prozent, um die Hälfte davon zu erreichen.“
Weitere Informationen:
www.jacobs-university.de
https://www.youtube.com/user/JacobsUni
Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.
Kontakt:
Thomas Joppig | Brand Management, Marketing & Communications
t.joppig [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504