Feldforschung im Krater und am Meeresboden
16. Oktober 2019
Raus aus dem Hörsaal, rein in die Natur: Auf der italienischen Vulkaninsel Vulcano unterrichteten Forscher der Jacobs University Bremen und des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Studierende in praktischer Wissenschaft.
Aus Felsspalten steigen heiße Schwefelgase auf, die das Gestein in allen Schattierungen der Farbe Gelb färben. Das Thermometer zeigt über 30 Grad Celsius, es riecht nach verrottenden Eiern. Der Krater auf Vulcano, eine der Liparischen Inseln vor Sizilien, gleicht der Oberfläche von Mond und Mars. Genau deshalb haben Dr. Vikram Unnithan, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University, und seine Kollegen die Insel für ihre internationale Summer School ausgewählt. „Wir vermitteln den Teilnehmern, was im Studium manchmal zu kurz kommt: praktische Erfahrungen im Umgang mit wissenschaftlicher Ausrüstung in extremen Umgebungen“, sagt Unnithan.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Laurenz Thomsen von der Jacobs University und Dr. Frank Sohl vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat der Wissenschaftler die zweiwöchige Vulcano Summer School organisiert. Sie wurde unterstützt von Europlanet, einem durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union geförderten Projekt.
Die Summer School bringt Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen – Planetologen, Meeres- und Geowissenschaftler – mit Studierenden zusammen, die Techniken wie die Nutzung von Robotern und Drohnen erlernen und die mit der Forschung im Feld vertraut gemacht werden. „Wenn vor Ort ein Instrument beschädigt oder defekt ist, muss man Lösungen finden“, sagt Unnithan. „Diese Art von Know-how vermitteln wir. Und dieses Wissen ist sehr nachhaltig: Was die Studierenden bei den praktischen Anwendungen sehen und lernen, bleibt haften.“
46 Teilnehmer zählte die inzwischen fünfte Summer School, darunter viele Studierende des Studiengangs „Earth and Environmental Science“ an der Jacobs University. Selbst aus den USA stießen Teilnehmer hinzu. Unterteilt in kleinen Teams lokalisierten, quantifizierten und analysierten sie etwa das Vorkommen vom Kohlendioxyd und dessen Entstehung in dem vulkanischen Umfeld. Mithilfe von Spektrometern wurde die Zusammensetzung von Steinen bestimmt, eine Technik, die auch bei Missionen im Weltall angewandt wird.
Nicht nur der Krater wurde erforscht, sondern mithilfe eines Forschungsschiffes auch Unterwasserregionen vor Vulcano, aus denen heiße, kohlendioxidreiche Gase entweichen. Angeleitet von den Roboter-Experten Prof. Dr. Francesco Maurelli und Dr. Szymon Krupiński von der Jacobs University erkundeten die Teilnehmer unter anderem mit ferngesteuerten Unterwasserrobotern den Meeresboden. „Sowohl Planetologen als auch Meereswissenschaftler forschen in unwirtlichen Regionen, beide nutzen ferngesteuerte Werkzeuge“, erklärt Unnithan die Zusammenarbeit.
Um die Themen zu erfassen und Probleme zu lösen, müsse man interdisziplinär denken und arbeiten, so Unnithan: „Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind, ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.“ So ging es auf Vulcano auch darum, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken.
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
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