Forschungsprojekt zum Stoppsignal-Paradigma an der Jacobs University
14. Oktober 2021
Es geht um diesen Moment des Zögerns. Überquere ich jetzt die Straße oder nicht? Esse ich das Stück Schokolade oder lasse ich es bleiben? Wann kann man eine selbst initiierte Handlung noch stoppen? Als „Stoppsignal-Paradigma“ ist dieses Phänomen in der Psychologie bekannt. Adele Diederich, Psychologie-Professorin an der Jacobs University Bremen, untersucht dieses Phänomen in Rahmen eines neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten und auf drei Jahre angelegten Projektes mit Hilfe mathematischer Modelle.
Die Unterdrückung von nicht erwünschten Handlungen ist im Alltag weit verbreitet. Diese Reaktionshemmung wird auch als diagnostisches Mittel bei Zwangsstörungen eingesetzt, etwa bei Essstörungen, Ängsten vor Höhe oder engen Räumen. Die Psychologin Diederich forscht jedoch nicht an neuen Therapieansätzen, sondern mit ihrem Fachgebiet der mathematischen Psychologie entwickelt sie mathematische Modelle für kognitive Prozesse.
Das gilt auch für das neue Forschungsprojekt, in dem sie besonders die eigentliche Stoppzeit interessiert. Wie lange dauert es für eine Person, die bereits initiierte Handlung zu stoppen? Da diese Zeit nicht direkt von Außen beobachtbar und meßbar ist, benötigt die Professorin für die Messung ein mathematisches Modell: Sie nutzt den Copula-Ansatz der Statistik. „In der Psychologie wird die Modellierung zunehmend wichtiger. Die Mathematik ist unbestechlich, sie kann ganz präzise, überprüfbare Vorhersagen machen“, erläutert Diederich.
Kaum eine andere Wissenschaftler:in an der Jacobs University ist erfolgreicher bei der Einwerbung von DFG-Drittmitteln für die Forschung als Adele Diederich, ihre Erfolgsquote bei Anträgen beträgt nahezu 100 Prozent. Seit 2002 betreibt sie an der Bremer Jacobs University Grundlagenforschung, doch ihre Arbeit und Erkenntnisse finden sich auch in vielen Anwendungen wieder.
In einem weiteren aktuellen Projekt, das Teil einer DFG-Forschergruppe ist, setzt die Wissenschaftlerin sich mit der Frage der Gerechtigkeit auseinander. Nach welchen Kriterien werden insbesondere Gesundheitsgüter verteilt: nach Leistung, Bedarf oder bekommen alle dasselbe? Und welchen Einfluss hat die Art der Fragestellung, das sogenannte Framing, auf die Einstellung der Befragten? Sind Personen großzügiger, wenn sie eine konkrete Person vor Augen haben oder lediglich eine abstrakte Beschreibung einer Person? Aktuell wurde eine Befragung durchgeführt, in der es auch um die Akzeptanz von Verteilungskriterien im Zusammenhang mit Corona ging.
Fragen beantwortet:
Dr. Adele Diederich
Professorin für Psychologie
Tel: +49 421 200-3431
Email: a.diederich [at] jacobs-university.de
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
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