Gesundheit am Arbeitsplatz
,
05. Oktober 2015 Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz rückt vermehrt in den öffentlichen Fokus. Immer mehr Arbeitgeber wollen umfassende Maßnahmen ergreifen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie sinnvoll und praktikabel die einzelnen Ansätze vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, hoher Arbeitsbelastung, nötiger Flexibilität und ganz unterschiedlicher individueller Bereitschaft zur Verhaltensänderung sind. Neue Forschungsergebnisse aus dem Team um Prof. Dr. Sonia Lippke von der Jacobs University in Bremen lassen hoffen. Sie verdeutlichen realistisch umsetzbare und effektive Lösungen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. JMIR Human Factors veröffentlicht die Ergebnisse frei zugänglich. Interessierte Unternehmen können sich mit dem Team an der Jacobs University in Verbindung setzen. Betriebliche Gesundheitsförderung ist für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber ein Thema von höchster Relevanz. Viele Betriebe integrieren entsprechende Konzepte in ihre Unternehmensphilosophie und wollen ihre Mitarbeiter zu einem gesünderen Lebensstil motivieren. Individuelle Ansprache in persönlichen Terminen und maßgeschneiderte Lösungen sind in der betrieblichen Praxis allerdings oft nur schwer umsetzbar. Dass auch eine computergestützte Gesundheitsförderung (eHealth Angebot) mit spezifischer Ansprache jedes einzelnen Mitarbeiters erfolgsversprechend sein kann, zeigt nun das Team um Sonia Lippke, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Jacobs University. „In unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass wir Menschen in ihrer Lebenswelt abholen und ihre Bereitschaft zur Verhaltensänderung einbeziehen müssen. Nur dadurch können wir sie differenziert ansprechen und gezielt motivieren, um so eine Änderung zu einem gesünderen Lebensstil zu erreichen. Konkret bedeutet das, dass es zu einer realistischeren Planung und Umsetzung von mehr körperlicher Bewegung und besserer Ernährung kommt. Die Motivation für eine Verhaltensänderung und bisherige Erfahrungen sind dabei das A & O und können – entgegen mancher Befürchtungen – auch sehr gut computergestützt geschehen. Hier liegt das Potential von eHealth und eLearning“, sagt Sonia Lippke, die mehrere vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekte in diesem Forschungsgebiet leitet. Die Verhaltensänderung hin zu einer gesünderen Lebensführung ist deutlich ausgeprägter und die Verbesserungen sind nachhaltiger bei Teilnehmern, die eine maßgeschneiderte Ansprache erfahren im Vergleich zu einer Gruppe, die nur allgemeine Informationen bekommen hatte. Die individuell angesprochene Gruppe hatte eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, einen gesunden Lebensstil aufzunehmen, nachdem Geschlecht, Alter, Art des Arbeitsplatzes, Übergewicht und bisheriges Verhalten statistisch kontrolliert wurden. Die Rohdaten zeigen: Fast zwei von drei Mitarbeitern (59.9%) in der spezifisch behandelten Gruppe schafften es anschließend, gesund zu leben, wohingegen es in der allgemein angesprochenen Gruppe nicht einmal jeder zweite bewerkstelligte (46.2%). Die Teilnehmer wurden in der Untersuchung gemäß ihrer Bereitschaft zur Verhaltensveränderung in drei Gruppen klassifiziert (noch keine Bereitschaft, Bereitschaft aber kein Handeln, Person führt bereits einen gesunden Lebensstil) und einer Vergleichsgruppe mit einer one-size-fits-all-Lösung gegenübergestellt. Die Versuchsgruppe erhielt auf ihre Motivation abgestimmte spezifische Informationen und Anleitungen, um sich einem Optimum von körperlicher Bewegung und Ernährung zu nähern. Diese Ergebnisse publiziert Professor Lippke gemeinsam mit Lena Fleig, Amelie Wiedemann und Ralf Schwarzer unter anderem im JMIR Human Factors mit dem Titel „A Computerized Lifestyle Application to Promote Multiple Health Behaviors at the Workplace: Testing Its Behavioral and Psychological Effects“. Die Gesundheitspsychologin Sonia Lippke ist maßgeblich involviert in verschiedenen Forschungsprojekten zu den Themen Gesundheitspsychologie, Gesundheitsmanagement, eHealth, die auch in Kooperationen mit Unternehmen und anderen Forschungsinstituten durchgeführt werden. Weitere Informationen unter:www.jmir.org/2015/10/e225/http://slippke.user.jacobs-university.de/http://www.jacobs-university.de Fragen beantwortet:Prof. Dr. Sonia Lippke | Professorin für Gesundheitspsychologies.lippke [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4730