Gutachten der Jacobs University empfiehlt Maßnahmen im Energiemarktdesign auf dem Weg zur Klimaneutralität

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Dr. Marius Buchmann ist Projektleiter der Arbeitsgruppe „Bremen Energy Research“ an der Bremer Jacobs University. (Quelle: Jacobs University) ,

 

28. Oktober 2021

Anpassung des CO2-Preises, keine EEG-Umlage mehr, eine möglichst komplette Abschaffung der Stromsteuer – das sind zentrale Maßnahmen, die ein Gutachten der Arbeitsgruppe „Bremen Energy Research“ an der Jacobs University empfiehlt. Erstellt wurde es im Rahmen der kürzlich veröffentlichten Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“ der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die Studie will der künftigen Bundesregierung konkrete Lösungen zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 auf den Weg geben.

Zehn wissenschaftliche Institute, mehr als 75 Unternehmen und ein hochkarätig besetzter Beirat brachten ihre Expertise in die Leitstudie ein. „Unsere Aufgabe an der Jacobs University war es, die wichtigsten Herausforderungen im Energiemarktdesign zur Erreichung der Klimaneutralität zu identifizieren“, sagt Dr. Marius Buchmann, Projektleiter für das Gutachten am Lehrstuhl für Energiewirtschaft von Professor Gert Brunekreeft. „Die von uns empfohlenen Maßnahmen sollten schnell umsetzbar sein, möglichst in der kommenden Legislaturperiode.“ Das Energiemarktdesign berücksichtigt alle Fragen, die sich mit der Erzeugung, dem Transport, dem Verbrauch und der Vermarktung von Energie auseinandersetzen. Es zielt darauf ab, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit in den sich rasant ändernden Energiemärkten herzustellen.

„Bei der Transformation zur Klimaneutralität spielt die Lenkungswirkung des CO2-Preises und dessen Anpassung an die Erfordernisse der Klimaneutralität eine Schlüsselrolle“, erläutert Buchmann. Neben einer entsprechenden Adaption des Preises zählt zu den empfohlenen Maßnahmen die Absicherung von Investitionsrisiken von Unternehmen der Grundstoffindustrie, wie der chemischen oder stahlerzeugenden Industrie. Sie muss in naher Zukunft viele ihrer langlebigen Anlagen erneuern, weiß aber nur kurzfristig, wie sich der CO2-Preis entwickeln wird. Die Gutachter schlagen vor, dass der Staat das regulatorische Risiko trägt und dadurch die Finanzierungskosten von Investitionen in CO2-Vermeidungstechnologie reduziert.  
 
„Steuern, Abgaben und Umlagen verzerren die Anreizwirkung eines effizienten CO2-Preises“, sagt Buchmann. Die Autoren des Gutachtens mit dem Titel „Handlungsbedarfe und Weiterentwicklungsoptionen im Energiemarktdesign auf dem Weg zur Klimaneutralität“ empfehlen ihre Abschaffung beziehungsweise Reduzierung. Die Kosten, die bislang durch die Abgaben gedeckt wurden, sollte über den allgemeinen Staatshaushalt getragen werden.

Zur Erreichung der Klimaneutralität bedarf es einer umfassenden Infrastruktur in den verschiedenen Sektoren. Daher gilt es die Investitionsanreize über die Sektorgrenzen hinweg aufeinander abzustimmen. Empfohlen wird, die Netzentgeltsystematik im Stromsektor zu flexibilisieren. Darüber hinaus steigt mit einer zunehmenden Kopplung der Sektoren, etwa über Wärmepumpen oder Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff, der Bedarf zur Koordinierung der Infrastrukturplanungen über die Sektorgrenzen hinweg. Als Lösungsweg schlägt das Gutachten einen „partizipativen Systementwicklungsplan mit Schnittstelle zur marktgetriebenen Wasserstoffinfrastruktur“ vor. Sowohl die regulierten Netzbetreiber (Strom und Gas) als auch die Investitionen der Marktakteure müssten in die Planung einbezogen werden.

Fragen beantwortet:
Dr. Marius Buchmann
Projektleiter Arbeitsgruppe „Bremen Energy Research“
Tel: +49 421 200-4868
Email: m.buchmann [at] jacobs-university.de

dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität:
https://www.dena.de/newsroom/publikationsdetailansicht/pub/abschlussbericht-dena-leitstudie-aufbruch-klimaneutralitaet/

Report dena-Leitstudie: Handlungsbedarfe und Weiterentwicklungsoptionen im Energiemarktdesign auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Autoren: Marius Buchmann, Gert Brunekreeft, Christine Brandstätt, Martin Palovic und Anna Pechan
https://bremen-energy-research.de/news/#n037

 

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

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