Herausforderung COVID-19: praxisorientierte Robotiklehre funktioniert auch online
25. November 2021
COVID-19 hat der Online-Lehre an vielen Universitäten zum Durchbruch verholfen. Wie aber bewältigen Lehrende die Pandemie in praxisorientierten Studiengängen wie der Robotik, in denen die Arbeit in Präsenz im Labor bislang als essentiell und unabdingbar betrachtet wurde? Das haben zwei Wissenschaftler:innen der Jacobs University Bremen untersucht. Die Arbeit von Dr. Andreas Birk, Professor für Elektrotechnik und Computerwissenschaften, und der Psychologin Dr. Dora Simunovic ist kürzlich im „IEEE Robotics & Automation Magazine“ erschienen.
Noch vor zwei Jahren war es nahezu undenkbar, dass die Laborarbeit durch die Online-Lehre ersetzt werden könnte. „Geräte anzufassen, sie auszuprobieren, gemeinsam mit Studierenden vor Ort Experimente durchzuführen – das klassische Präsenzlabor war und ist zum großen Teil immer noch das Dogma“, meint Birk. „Es galt als Katastrophe, dass dies in Zeiten der Pandemie plötzlich nicht mehr möglich war. Alternativen wurden gar nicht gesehen.“
Doch diese Haltung hat sich geändert. Während COVID-19 praktizierte die überwiegende Mehrheit der Lehrenden in der Robotik den Online-Unterricht mit Elementen, welche die Laborerfahrung in Präsenz ersetzen, so ein Ergebnis der Studie. Zudem gibt es eine starke Erwartung unter den Lehrenden, dass dies auch so bleiben wird. Als wichtigstes Instrument für den praxisorientierten Unterricht erwiesen sich dabei Simulationsumgebungen, die Studierende am heimischen Computer verwenden können. „Diese Art der Wissensvermittlung wird sich dauerhaft etablieren. Davon gehen die Lehrenden weltweit aus“, meint Birk.
96 internationale Lehrende befragten die Wissenschaftler:innen der Jacobs University in der Zeit zwischen Juni und Oktober 2020. In dieser Zeitspanne verbesserten sich die Leistungen der meisten Studierenden. Sie erzielten bessere Noten als vor der Pandemie, obwohl sie nicht vor Ort im Labor arbeiten konnten. Ob diese Lernergebnisse tatsächlich auf bessere Leistungen oder eine mildere Benotung zurückzuführen sind, bleibt offen. „Vielen Studierenden kommt das Online-Lernen entgegen. Sie wertschätzen es, in ihrem eigenen Rhythmus lernen zu können“, meint Birk, der an der Jacobs University unter anderem im Studiengang „Robotics and Intelligent Systems“ unterrichtet.
Trotz der positiven Erfahrungen mit Simulationsumgebungen bleibt es eine weitgehend offene Frage, ob und wie die Laborarbeit online umgesetzt werden kann. Birk hält Ansätze des Fernzugriffs, des „remote access“, für vielversprechend. Studierende könnten dann auch außerhalb der Öffnungszeiten die Labore nutzen. Diese wären besser ausgelastet, die Flexibilität des Studiums würde sich erhöhen. „Hier wäre weitere Forschung nötig“, meint er.
Der Survey mit dem Titel „Robotics Labs and Other Hands-On Teaching During COVID-19: Change is here to stay?” ist im Rahmen von „B3 – Bildung Beyond Boundaries“ durch die Jacobs Foundation finanziert worden. Mit dieser gemeinsamen Initiative fördern die Stiftung und die Jacobs University radikale, innovative Ideen in der Hochschulbildung. Insgesamt hat die Jacobs Foundation neun Forschungsprojekte an der Jacobs University mit insgesamt 1,3 Millionen Euro unterstützt.
Link zur Studie:
Andreas Birk. Dora Simunovic: Robotics Labs and Other Hands-On Teaching During COVID-19: Change Is Here to Stay? IEEE Robotics & Automation Magazine
Fragen beantwortet:
Dr. Andreas Birk
Professor für Elektrotechnik und Computerwissenschaften
Tel: +49 421 200-3113
Email: a.birk [at] jacobs-university.de
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
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