„Jeder ist seines Alters Schmied“

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13. Oktober 2016

Wie kann man älter werden und doch jung bleiben? Mit dieser Frage beschäftigt sich Sven Voelpel, Demographie-Experte und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University in Bremen, schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Nun hat er wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema in einem Buch für ein breites Publikum zusammengetragen. Der Titel ist dabei Programm: „Entscheide selbst, wie alt du bist“. Auch privat hat sich der 42-Jährige fürs Jungbleiben entschieden.  Eine Schildkröte im kraftvollen Sprung, kurz davor eine Frisbeescheibe zu fangen. Schon das Titelbild spielt mit dem Klischee des Älterwerdens. Die Schildkröte, Sinnbild für gemächliche Langlebigkeit, wird auf dem Buchcover zur dynamischen Sportlerin. Wer rastet, der rostet – dass dieses Sprichwort tatsächlich stimmt, sei durch mehrere Studien belegt, sagt Voelpel. So unterstütze Sport nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch die geistige Fitness. „Interessant dabei ist, dass je nach Sportart auch unterschiedliche geistige Fähigkeiten trainiert werden: Tai Chi fördert zum Beispiel die Präzision beim Formulieren, Nordic Walking dagegen die Reaktionsfähigkeit.“ Es sind erstaunliche Forschungsergebnisse wie diese, die Voelpel in seinem neuen Buch zusammengetragen hat. Der Blick aufs Thema Alter wird dabei unterteilt in das kalendarische, das biologische, das gefühlte und das soziale Alter. Doch egal aus welchem Blickwinkel Voelpel das Thema betrachtet – eine Botschaft steht über allem: Alter hat weniger mit Lebensjahren und mehr mit der inneren Einstellung zu tun, als viele Menschen glauben. Plastizität – dieses Wort nimmt Sven Voelpel immer wieder in den Mund, wenn er über die Chancen des Älterwerdens spricht. „Das menschliche Gehirn kann auch im hohen Alter noch neue Synapsen bilden, und unser Körper ist viel anpassungsfähiger als wir glauben.“ Die 60-Jährige, die Vierlingsmutter wird, der 80-Jährige, der den Mount Everest besteigt, der 90-Jährige, der im Bürgermeisteramt bestätigt wird, oder der 100-Jährige, der einen Marathon läuft – sie alle sind für den Forscher zwar Einzelfälle, die aber doch zeigen, dass viele Aktivitäten und Lebensstile heute längst nicht mehr problemlos bestimmten Altersgruppen zuzuordnen sind.“ Auch das berufliche Umfeld spiele dabei eine Rolle: „Wer sich in seinem Beruf immer wieder auf neue Menschen und andere Themen einstellen muss, bleibt geistig leichter fit als jemand, der nur wenig Abwechslung im Beruf habe. Umso wichtiger sei es dann, sich in der Freizeit immer wieder neuen Dingen zuzuwenden.“ Mit seinem Buch möchte Sven Voelpel Menschen Mut machen, die Angst vor dem Älterwerden haben. „Unsere Möglichkeiten, gesund und glücklich alt zu werden, sind größer als wir oft denken.“ Der Blick aufs Älterwerden sei jedoch immer noch von Vorbehalten belastet – auch und gerade in der Arbeitswelt. „Daran muss sich etwas ändern. Denn wir leben in einer alternden Gesellschaft“, sagt Voelpel und kommt auf sein Engagement für das WISE Demografie Netzwerk, kurz WDN, zu sprechen. Vor neun Jahren hat er das Netzwerk an der Jacobs University in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften Unternehmen gegründet. Auf regelmäßigen Treffen tauschen sich Vertreter der Mitgliedsfirmen regelmäßig darüber aus, wie sich der demographische Wandel als Chance nutzen lässt. „Es ist wichtig, ältere Mitarbeiter nicht bloß mit einfachen Routineaufgaben zu betrauen, denn das führt dazu, dass sie sich abgeschoben fühlen und sich immer weniger zutrauen. Sie brauchen, wie alle Mitarbeiter, Aufgaben, die sie weder überfordern noch unterfordern“, sagt Voelpel. Eine Chance liege auch darin, die Potentiale altersgemischter Teams stärker als bisher zu nutzen: Ältere Mitarbeiter brächten häufig ein größeres Erfahrungswissen mit, das ihnen beim Lösen vieler Aufgaben zugute kommt, jüngere könnten sich oft schneller auf neue Aufgaben und Arbeitsbedingungen einstellen. „Wenn mehrere Generationen in einem Betrieb zusammen arbeiten, können sie viel voneinander lernen“, betont Voelpel. Sich selbst hält der Vater zweier Kinder im Alter von zwei und vier Jahren mit kurzem, aber intensivem Krafttraining und gesunder Ernährung fit. Und wie sehr weicht sein gefühltes Alter von dem auf seinem Personalausweis ab? Sven Voelpel schmunzelt: „Von der Neugier her fühle ich mich manchmal noch wie ein 17-Jähriger“, sagt er.  „Aber wenn  ich daran denke, was ich meinem Beruf schon alles erleben, erfahren und erkunden könnte, dann fühle ich mich deutlich älter als 42. Diese Mischung fühlt sich ziemlich gut an.“  Weitere Informationen unter:Weitere Informationen zum Buch sowie kostenfreies E-Mail-Coaching www.alter-ist-kopfsache.dehttp://svoelpel.user.jacobs-university.de/http://wdn.jacobs-university.de/ 

Fragen beantwortet:Prof. Dr. Sven Voelpel| Professor of Business AdministrationS.Voelpel [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4773/3467