Fundraising mal anders
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4. Mai 2016 Spenden sammeln leicht gemacht: Absolventen der Jacobs University in Bremen bauen als Firmengründer eine Spendenplattform im Internet auf. Mit ihrer Geschäftsidee wollen sie Chancen der Digitalisierung nutzen, damit Initiativen und Einzelpersonen im Netz auf unkomplizierte Art Geld für gute Zwecke sammeln können. Der erste Einsatz verlief vielversprechend und brachte ihnen internationale Aufmerksamkeit. Rudern verbindet. Das wissen Ahmed Kebdani, Maarten Piso und Mathew Hunter aus eigener Erfahrung. Im Ruder-Team der Jacobs University haben sie sich kennengelernt, wurden zu Freunden und gründeten eine gemeinsame Firma. Passenderweise hat auch ihr erster Erfolg als Gründerteam etwas mit Rudern zu tun: Am 14. November vergangenen Jahres starteten sie die Aktion „Row 2 Syria“ – zu deutsch „Rudern nach Syrien“. Ihr Ziel: Gemeinsam mit anderen Freiwilligen in weniger als 24 Stunden 3078 Kilometer an Ergometern zurücklegen. Eine Strecke, die der Entfernung zwischen Bremen und Damaskus entspricht. „Wir wollten auf diese Weise Solidarität mit Flüchtlingen zeigen, die diese Distanz unter großen Gefahren und Anstrengungen zurücklegen“, sagt Mathew. „Gleichzeitig war es uns wichtig, auch praktische Hilfe zu leisten. Wir haben deshalb mit der Aktion um Spenden für ein Flüchtlingswohnheim in Bremen geworben.“ Auf ihrer neu gegründeten Spendenplattform Fundouts.com konnten Interessierte das ehrgeizige Vorhaben über Videoübertragung verfolgen und die Ruderer mit ihren Kommentaren anfeuern, die in der Halle eingeblendet wurden. Die Aktion wurde in mehrfacher Hinsicht ein voller Erfolg: Rund 50 Freiwillige legten die 3078 Kilometer in 22 Stunden und 15 Minuten zurück. Aus Solidarität ruderten außerdem weitere Teams in Bulgarien, Frankreich, Großbritannien und Spanien mit. Am Ende der Aktion kamen über die Plattform Spenden von mehr als 7000 Euro zusammen – deutlich mehr als das selbstgesteckte Ziel von 5000 Euro. Mit dem Geld wird das „Blaue Dorf“, ein Flüchtlingsheim in Bremen-Grohn unterstützt. „Diese Aktion hat uns gezeigt, wie eine Web-Plattform dabei helfen kann, Menschen über Ländergrenzen hinweg für eine gute Sache zu begeistern“, sagt Maarten. International ist auch das Fundouts-Team selbst: Maarten (27) stammt aus den Niederlanden, Ahmed (23) aus Spanien. Beide sind studierte Informatiker, Mathew (33) ist Neurowissenschaftler und stammt aus Kanada. Mit dem Erfolg der „Row 2 Syria“-Aktion wollen die drei Gründer nun auch andere Initiativen davon überzeugen, ihre eigenen Spendenaktionen über die Plattform bekannt zu machen. Derzeit wirbt der Verein „Schulschiff Deutschland“ um Spenden für ein neues Notstromaggregat. Eine Tierschutz- Initiative sammelt auf der Plattform Geld, um einen ferngesteuerten Hexakopter mit Wärmebildkamera zu kaufen. Dieser soll dabei helfen, in Feldern Rehkitze ausfindig zu machen, die sonst von Mähmaschinen getötet werden könnten. Die Aktionen werden in kurzen Videos erklärt, die die Firmengründer in Eigenregie gedreht haben. Die „Row 2 Syria“-Aktion haben sie ehrenamtlich organisiert, bei den anderen Spendeninitiativen erhalten sie eine Erfolgsbeteiligung von fünf Prozent der gesammelten Gelder. Noch befindet sich die Plattform in der Aufbauphase. „Wir merken, dass es Zeit und Geduld braucht, um Initiativen davon zu überzeugen, ihre Aktionen über unsere Plattform bekannt zu machen“, sagt Mathew. Er und seine zwei Mitstreiter sind jedoch zuversichtlich, dass die Plattform zum Erfolg werden kann. „Der Vorteil liegt darin, dass bei uns auch kleinere Initiativen und Privatpersonen ohne großen Organisationsaufwand im Netz Spenden sammeln können“, sagt Ahmed. „Gerade, wenn man seine Aktion über Social Media bekannt machen will, ist es nützlich, wenn man auf eine Seite verlinken kann, auf der sich Interessierte informieren und auf unkomplizierte, sichere Weise spenden können. Zum Beispiel per Sofortüberweisung oder Kreditkarte.“ Auf der Plattform lässt sich zudem jederzeit sehen, wie viel Geld noch fehlt, bis das Spendenziel erreicht ist. Auch für private Sammelaktionen im Freundeskreis kann Fundouts.com genutzt werden. „In den USA sind Spendenplattformen bereits deutlich weiter verbreitet als in Deutschland“, erklärt Mathew. „Sie werden auch oft dafür genutzt, wenn jemand im Freundeskreis schwer erkrankt ist und sich eine teure Behandlung nicht leisten kann. Solche Fälle sind in Deutschland dank des gut ausgebauten Gesundheitssystems zum Glück eher selten.“ In einem Werbevideo für ihre Plattform zeigen die Fundouts-Gründer deshalb stattdessen das fiktive Beispiel eines klammen Hochzeitspaares, das sich nun doch auf seine Flitterwochen freuen kann, weil Freunde über Fundouts Geld gesammelt haben. Kostendeckend ist der Betrieb der Plattform bislang noch nicht. „Wir hatten das Glück, dass wir in Bremen einen Investor gefunden haben, der an unsere Geschäftsidee glaubt“, sagt Mathew. Mit seiner Hilfe konnten sie ihre Firma, die Ben David GmbH, gründen und planen neben Fundouts zur Zeit auch noch andere Projekte. „Zudem sucht unser Investor auch nach Ideen anderer potentieller Gründer, für die wir als Ansprechpartner und Starthelfer fungieren.“ Dass sich aktuelle und ehemalige Studierende der Jacobs University häufig für soziale Zwecke stark machen, sei kein Zufall, sagt René Wells, der als Head of Campus Life Ansprechpartner für Aktionen abseits der fachbezogenen Studieninhalte ist. „Wir achten im Auswahlverfahren nicht nur auf die Schulnoten, sondern auch darauf, ob jemand etwas bewegen will. Freiwilliges Engagement neben der Schule ist dabei ein wichtiges Kriterium.“ Die Jacobs University unterhält rund 30 Kooperationen zu Vereinen, Kultur- und Sozialeinrichtungen. Studierende bringen zum Beispiel Kita-Kindern Englisch bei, unterstützen Jugendliche aus sozial schwachen Familien oder geben Klavierkonzerte in Altenheimen. Kein Wunder also, dass Ahmed, Maarten und Mathew bei ihrer „Row 2 Syria“-Aktion an der Jacobs University auf tatkräftige Unterstützung bauen konnten. Dadurch haben sie zugleich eine Starthilfe fürihre eigene Geschäftsidee bekommen. Rückenwind sozusagen. Der hilft eben nicht nur beim Rudern. Weitere Informationen unter:www.fundouts.com