Komplexe Systeme besser verstehen – durch Konnektivitätsforschung
11. Dezember 2019
Es geht um den Transport von Sediment in Flussnetzen, von Anregungen im Gehirn, von Informationen in Gruppen von Menschen und von Umwelteinflüssen in Stoffwechselnetzen: Besteht ein System aus vielen Teilen, die interagieren, sich selbst organisieren und gemeinsam eine Handlung erzeugen, dann gilt es als „komplex“. Ein von der Europäischen Union gefördertes, transdisziplinäres Projekt widmet sich der Erklärung dieser komplexen Systeme – mithilfe der Konnektivitätsforschung. An dem Vorhaben beteiligt sind sieben Disziplinen und 13 Partner, darunter maßgeblich die Jacobs University mit dem Systembiologen Prof. Dr. Marc-Thorsten Hütt.
Das Gehirn ist ein komplexes System, Zellen sind es, das Internet oder auch Landschaften, die der von Wind und Wasser verursachte Sedimenttransport gestaltet. Über einzelne Teile eines solchen Systems weiß die Wissenschaft oft sehr viel, weniger aber über das große, zusammenhängende Ganze. Die Organisation solcher komplexen Systeme als Netzwerke und die daraus resultierenden dynamischen Verhaltensweisen sind Gegenstand der Konnektivitätsforschung.
In vielen Disziplinen ist das Konnektivitätsdenken zuhause. Bislang gab es jedoch keinen Versuch, es über die Fachgrenzen hinaus zusammenzuführen. Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Interdisciplinary connectivity: Understanding and managing complex systems using connectivity science” will eben dies erreichen. Es vernetzt Astrophysiker, Informatiker, Ökologen, Geomorphologen, Hydrologen, Neurowissenschaftler, Systembiologen und Sozialwissenschaftler.
„Wir wollen mit der Konnektivitätswissenschaft ein neues Forschungsfeld initiieren, das als methodischer Rahmen diese diversen Gebiete vereint“, sagt Prof. Hütt. Angestrebt wird die Entwicklung eines Werkzeugkastens, der Methoden enthält, die von allen Fachgebieten angewandt werden können. Im Rahmen des Projekts wird die Arbeitsgruppe von Prof. Hütt zwei von insgesamt 15 Doktoranden ausbilden, die Zweitbetreuung von drei weiteren Doktoranden übernehmen und einen interdisziplinären Workshop auf dem Campus der Jacobs University durchführen.
Das Forschungsprojekt ist zunächst auf drei Jahre befristet. Beteiligt sind Wissenschaftler aus Großbritannien, Österreich, Zypern, der Tschechischen Republik, Frankreich, Norwegen und den Niederlanden. Das Fördervolumen für die Jacobs University beträgt eine halbe Millionen Euro.
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 120 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
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